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Wir haben es ja gewusst: Knuddeln ist gesund. Zum heutigen Weltknuddeltag am 21. Januar erklärt die Soziologin Dr. Romy Simon vom Institut für Soziologie, warum körperliche Nähe trotz Corona so wichtig ist. CAZ hat Ideen, wie wir heute trotzdem virenfrei knuddeln können.

Am 21. Januar 2022 wird bereits zum 36. Mal der Weltknuddeltag begangen. Ursprünglich wurde er von zwei Amerikanern ausgerufen und beginnt nun neben einer Vielzahl weiterer Länder seine Tradition in Deutschland zu entwickeln. Dabei wurde das Datum für den Weltknuddeltag nicht zufällig ausgewählt: Denn dieses Datum liegt zwischen dem Weihnachtsfest sowie dem Valentinstag. Beides Tage, die mit Liebe verbunden werden. Warum körperliche Nähe, also Knuddeln und Umarmen, ein wichtiger Baustein für unsere Gesellschaft ist, erklärt die Soziologin Dr. Romy Simon, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Mikrosoziologie am Institut für Soziologie an der TU Dresden.

Mit Ellenbogen und Füßen

Mit dem Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 hat sich das gesamtgesellschaftliche Leben grundlegend verändert. Zwei wichtige Verhaltensregeln sind dabei die Einhaltung der Abstandsregeln untereinander sowie die Beschränkung der Kontakte geworden. Zwischenmenschliche Berührungen gelten plötzlich als Gefährdung für die eigene Gesundheit und die Gesundheit der anderen. Damit haben sich auch die bis dato ganz selbstverständlich ausgeübten vertraulichen Begrüßungsroutinen, wie die Begrüßung per Handschlag, das Küsschen auf die Wange oder das Umarmen verändert. Die Begrüßungsrituale dienen als wichtiger Bestandteil der sozialen Beziehungen, mit denen das Gegenüber durch die unmittelbaren Sinne greifbarer gemacht werden kann. In kreativer Weise haben die Menschen durch die Verwendung des bis vor zwei Jahren noch unbekannten Ellenbogen- oder Fußgrußes einen Weg gefunden, sich dennoch durch spürbare Berührungen zu begrüßen bzw. verabschieden zu können. Wie lange sich dieses entworfene Notkonstrukt halten wird, wird die Zukunft zeigen.

Knuddeln ist gesund

Dabei sind jedoch Berührungen für das körperliche und seelische Gleichgewicht von hoher Bedeutung. Durch diese kommt es zur Ausschüttung des Hormons Oxytocin, dem sogenannten Bindungshormon, welches für das körperliche Wohlbefinden sorgt und Vertrauen sowie Empathie zwischen den Menschen fördert. Aus soziologischer Perspektive liegt die Bedeutung der zwischenmenschlichen Berührungen darin, dass diese zwischen den Individuen Beziehungen stiften, festigen, aufrechterhalten, schwächen oder gar beenden können. So können Zuneigung, Freundschaft, Freude, Anerkennung, aber auch Angst und Trost signalisiert werden. Unterschieden werden kann zwischen dem Berühren, d.h. der haptischen Wahrnehmung, sowie dem Berührtwerden, also dem passiven Tasten. Zwischen den Individuen entsteht hierbei eine nonverbale Interaktion, in welcher sie wechselseitig aufeinander wirken. Unsere Gesellschaft entsteht somit auch durch den unmittelbaren Körperkontakt ihrer Mitglieder. Fehlen diese konkreten Berührungen, so kann sich dies auf die empfundene Lebenszufriedenheit auswirken. Dies zeigt sich insbesondere bei alleinlebenden Personen.

Knuddeln ist Sache der Kultur

Je nach Kultur und Sozialisierung gibt es unterschiedliche Grenzen und Toleranzen für Berührungen. So gibt es Kulturbereiche, in denen auf Berührungen weitestgehend verzichtet wird, aber auch Kulturen, in denen sie wichtige Bestandteile des alltäglichen Lebens sind. Zudem lassen sich Variationen zwischen Alter, Geschlecht, Lebensstil und anderen sozial wichtigen Merkmalen festhalten.

Emoticons: Kein Ersatz für Umarmungen

Weiterhin ist unsere Gesellschaft durch die zunehmende Digitalisierung der verschiedenen Lebensbereiche geprägt, sei es im familiären, freundschaftlichen oder beruflichen Umfeld. Insbesondere die Messenger-Dienste sowie sozialen Kommunikationsplattformen erfreuen sich großer Beliebtheit. Interessanterweise lassen sich bei diesen Emoticons wiederfinden, die körperliche Nähe ausdrücken, wie der Handschlag, die Darstellung zwei sich küssender bzw. an den Händen haltender Personen. Dennoch sind die in persönlichen Interaktionen vorhandenen Körperlich- und auch Sinnlichkeiten nicht ersetzbar und bedingen der Notwendigkeit physischer Präsenz, mit welcher körperliche Berührungen erst ermöglicht werden. Und so bleibt zu hoffen, dass vielleicht der oder die Eine am Weltknuddeltag eine zusätzliche Möglichkeit findet, Nähe durch Umarmungen herzustellen.

So können wir corona-konform knuddeln

Wir hätten da eine Idee: Wie wäre es mit einer Knuddelattacke auf einen flauschigen Vierbeiner oder dein Lieblingskuscheltier aus Kindertagen? Und wenn du ganz sicher sein kannst, dass dein Gegenüber geimpft, genesen oder getestet ist, dann darfst du auch einfach sie oder ihn wieder mal so richtig durchknuddeln. Denn knuddeln ist gesund.

Text: PR

Bildquellen

  • Mädchen mit Teddy: Rodnae Productions/pexels
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