„Viel zu technisch“ – Ist die TU Dresden ein Kunstbanause?

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Die Technische Universität Dresden kann auch Kunst, wie die Studentinnen und Studenten des Fachbereichs Kunstpädagogik bis 14. August 2020 beweisen wollen. CAZ-Reporterin Paulina Noack war bei der Eröffnung der neuen Ausstellung in der Altana-Galerie dabei. Dort hat sie nicht nur eine tolle Vernissage erlebt, sondern auch kritische Stimmen gehört. Sie fragt sich seitdem: Ist die TU Dresden ein Kunstbanause?

„Hausarrest“ – das ist nicht etwa das, was den Kunstbanausen blüht, sondern der Titel der diesjährigen Kunstausstellung der Kunstpädagoginnen und -pädagogen an der TU Dresden. Wenn man den Namen unserer Uni hört, dann denkt man zuerst an Maschinenbau, Informatik und viele weitere technische Studiengänge. Viele vergessen jedoch, dass es auch die Geistes- und Sprachwissenschaften gibt, die ihre Kreativität gern mehr ausleben möchten. 

Vernissage mit Tanz 

Dieses Problem stand auch während meines Besuches der Vernissage im Raum. Am 17. Juli 2020 wurde die Ausstellung im Görges-Bau mit Tanz und Musik eröffnet. Neben den Studentinnen und Studenten waren auch viele Interessierte erschienen, um sich anzusehen, was dieses Jahr zustande gekommen ist. Anders als in den vorherigen Jahren dauerte aber alles etwas länger, denn es dürfen nur 20 Personen gleichzeitig im Gebäude sein und strenge Hygiene- und Abstandsregelungen müssen beachtet werden. 

Für jeden Kunst-Geschmack

Das hielt aber keinen von der guten Laune ab, welche diese Kunstausstellung definitiv bei mir verursachte! Häufig lasse ich mich schnell von manchen Museen oder Ausstellungen abschrecken. Ich als Anglistik-Studentin, die selbst nicht einmal zeichnen kann, fühle mich schnell der Kunst unwürdig. Oft verstehe ich manche Installationen und abstrakte Gemälde nicht. Anders ging es mir jedoch hier in der Altana-Galerie, denn bei „Hausarrest“ ist etwas für jeden Geschmack dabei. Egal ob ein Klavier aus echtem Brot (Foto), kurze Videos oder Spiegelprojektionen – so etwas Originelles erwartet man nicht in diesem tristen Universitätsgebäude. 

Kritik am Görges-Bau als Kunst-Location

Und genau das ist ein großer Kritikpunkt an diesem Abend. Die Studentinnen und Studenten fühlen sich in ihrer Kunst von der Uni weniger geschätzt als andere Studiengänge. Kevin Ernst studiert Kunstpädagogik im sechsten Fachsemester. Er ist sowohl Aussteller als auch Mitorganisator dieses Abends und springt sofort in die Debatte ein. „Die Altana Galerie gilt seit Jahren als ungeeignet für die Kunstausstellung. Der Görges-Bau ist einfach sehr unpassend und unsere Kunst kommt hier absolut nicht zur Geltung“, meint er. Auch Kunstpädagogin Glody, die ebenfalls im sechsten Fachsemester ist, fühlt sich häufig von der Uni nicht ernst genommen. „Dieses Gebäude ist viel zu technisch, überall stehen Maschinen. Wie soll hier Kunst zur Geltung kommen?“ 

Es ist Zeit zum Umdenken

Dieses Gefühl hatte ich, um ehrlich zu sein, auch, als ich den ersten Schritt in den Altbau setzte. Die vielen Maschinen und Arbeitsflächen lenken sehr ab und sind nicht klar vom Rest der Ausstellung zu unterscheiden. Die Dozentinnen und Dozenten wollten sich nicht dazu äußern, ob sie sich manchmal von der TU in ihrer künstlerischen Schaffenskraft vernachlässigt fühlen. An diesem Abend sollte alles sorgenfrei und voller Spaß ablaufen. Dies ist auch definitiv gelungen, nur hat es bei mir einige Fragen aufgeworfen. Mittlerweile studieren mehrere tausend Menschen in den Sprach- und Geisteswissenschaften. Wäre es an unserer Uni nicht so langsam auch einmal Zeit für ein Umdenken und einen Tapetenwechsel? Anfangen könnte man hier sehr gut mit einem neuen Ausstellungsort für das Jahr 2021. 

Text und Foto: Paulina Noack

Bildquellen

  • IMG_1902: Paulina Noack
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