CAZ-Musikredakteurin Marion Fiedler macht selbst Musik und ist viel auf Tour. Für lange Fahrten hat sie immer eine gute Playlist dabei. Das sind ihre aktuellen CAZ-Musiktipps für unterwegs.
Khalid mit „Free Spirit“
Für die endlos langen Straßen und ruhigen Momente zum Entspannen habe ich Khalids R’n’B- und Soul-Scheibe „Free Spirit“ gewählt. Ich mag seine zarte Art, zu elektronisch angereichertem Pop gefühlvoll zu singen. Die Lieder klingen manchmal chillig, zum Entspannen, und manchmal nachdenklich. Je länger ich zuhöre, desto klarer wird es mir: Irgendwie inspirieren mich diese Lyrics.
Ich schaue mir das Album näher an. Die wenigsten Lieder auf der Platte sind von Khalid selbst geschrieben, aber viele Gäste hat er eingeladen, zum Beispiel SAFE und John Mayer. Die tollen Songs und Melodien von seinem selbstgeschriebenen „Intro“, dem faszinierenden, aber nach Hilfe schreienden „Heaven“, bei dem sich Trommeln und die mit synthetischen Echos angereicherten Streicher wie ein intensiver Herzschlag anfühlen, bewegen etwas in mir. Die zarten Gesangslinien zerfließen wie Honig über einem heißen Stein.
Der Track „Don’t Pretend“, für den Khalid den musikalischen Gast SAFE gewinnen konnte, sticht irgendwie durch eine tiefe Entspanntheit heraus. Das Duett hat diesen unwiderstehlichen Flow. „Come Alive“ ruft es da, oder flüstert es. Auf „Bad Luck“ gefallen mir die cool eingespielten Gitarren und die chilligen Vibes, und „Outta my head“ kann ja nur gut sein – John Mayer zaubert bei diesem Lied mit. Nicht nur als Songwriter. Tolle Mucke. Das Album hatte mich überzeugt, und jetzt darf mich Khalid auf meinen Reisen begleiten. Und ich werde den Sänger mal auf dem Kieker behalten. Tipp für euch: Hört mal rein.
Auf Spotify gibt’s das gesamte Album von Khalid.
Teresa Bergmann mit „Apart“
Als Nächstes habe ich etwas ganz Besonderes eingepackt, ein sehr kunstvolles Album mit dem Titel „Apart“, in das du unbedingt mal reinhören solltest. Vor Kurzem entdeckte ich Teresa Bergman. Ihr zuzuhören ist einfach nur erfrischend. Teresa Bergmans Geschichte ist spannend, ihre Musik vielseitig und unheimlich kunstvoll. Die Story des Albums begann vor wenigen Jahren, als die heute 32-jährige Neuseeländerin ein Studium in Leipzig angefangen hatte.
Zwei wichtige Dinge passierten ganz nebenbei. Zum einen verliebte sie sich. Andererseits fing sie aber auch an, regelmäßig Straßenmusik zu spielen. Das Lied „Semi-Professional Clown“ erzählt von den vielen Erfahrungen, die sie damit gemacht hat. Auch ihre perkussive, präsente Art, sich auf der Gitarre zu begleiten, paart sich wunderbar mit der ausdrucksstarken Stimme, die Teresa Bergman dazu ungezwungen und differenziert aufblühen lässt. Das Album erzählt zwar von der Trennung, die Musik ist ihr aber geblieben. Und die Welt hörte auf, als sich das junge Talent jetzt auf ihre Reisen ins Ausland und durch Deutschland aufmachte. Der MDR besuchte sie auf dem Rudolstädter Folkfestival, beim Elbjazz begeisterte sie Publikum und Presse. Deutschlandfunk Kultur bezeichnet die Sängerin bereits als „das größte Talent, das wir im vergangenen Jahr entdeckt haben“.
Auf ihrem Album „Apart“, erschienen bei Jazzhaus Records, hörst du groovige Nummern und eine wandelbare, ausdrucksstarke Stimme voller Leidenschaft. Der Titel „Hold Your Heart“ zeigt das ganz gut. Zum einen singt sie auf berührende Weise, zum anderen eröffnet sie den Disko-Funk mit rhythmischen Sounds, mit schönen vokalen Perkussionen. Die übrigens alle von ihr selbst geschriebenen Songs erzählen in persönlichen und charmant provokativen Statements, was die Neuseeländerin bewegt, was sie ändern möchte. Das Lied „Only Numbers“ zum Beispiel kritisiert unser digitales Zeitalter. Auch hier zeigt sich Teresa stimmlich von ihrer besten Seite.
Manche Tracks haben eine dunkle Soul-Ästhetik, ihre kraftvollen Shoutings bringen aber, gepaart mit eingängigen Grooves und packenden Rhythmen, auch etwas Rockiges mit sich. Man hört, dass Teresa Bergman ein großes Herz für Folk hat, und beim Eintauchen in Songs wie „Mirror Girl“ kristallisiert sich schnell heraus, dass diese Stilistik sie bereits viele Jahre begleitet. Mit wunderbar eingespielten akustischen Gitarren hat die Sängerin, die übrigens nach ihrer Weltreise nach Berlin umgezogen ist, dieses Lied, welches sie insgesamt über zehn Jahre entwickelte, nun eingespielt.
Die Themen, über die die 32-Jährige singt, sind herzergreifend. Der Blickpunkt des Albums „Apart“ bringt auf den Punkt, dass sie als erwachsen werdende Frau aus ihren Fehlern lernen möchte und man nur durch seine Schwächen stark werden kann. Zum einen wird um die Musik der Gedanke der Trennung geflochten (apart), zum anderen davon, dass jeder ein Teil von vielen ist, die zusammengehören (a part). Ein spannendes Album, kunstvoll aufgenommen, und mit viel Herzblut auf Reisen geschickt. Unbedingt checken!
Das Album gibt’s nur im Handel. Du findest Teresa Bergman auch auf Spotify.
Mark Ronson mit „Late Night Feelings“
Das Lied „Nothing Breaks Like A Heart“ hat mir schon immer gefallen. Und irgendwie wollte ich den Song mit auf die Reise nehmen, also hab ich mir für die langen Fahrten die frisch in Deutschland veröffentlichte Mark-Ronson-Platte geholt. Und sie gefällt mir. Miley Cyrus singt „Nothing Breaks Like A Heart“ auf berührende Weise, ihre tiefe Stimme hat genau den richtigen Grip für eine solch packende Ballade.
Hast du den Song schon mal „gesehen“? Im Musikvideo fährt sie über den Highway in Tennessee, USA. Sie wird von der Polizei verfolgt, verarbeitet ihren Herzschmerz, schaut prüfend mit großen Augen und knallig geschminkten Lippen in die Kamera und klärt unterwegs Richtung nirgendwo noch ein paar politische Angelegenheiten. Cooles Video. Die zum Song gehörige Platte heißt „Late Night Feelings“ von Mark Ronson und ist vor Kurzem auf Sony erschienen.
Der Musiker ist bekannt für Duette mit Amy Winehouse und Lady Gaga, und auf dieser Platte zwitschern und singen Camila Cabello, Lykke Li, Miley Cyrus, Alicia Keys & The Last Artful, Dodgr, Yebba, King Princess, Angel Olsen, Diana Gordon und Ilsey mit – ein interessantes Line-up. Der mit hawaiianischen Instrumenten angereicherte Disko-Sound vom Albumtitel ist mir fast zu käsig, aber für die Fahrt ist auch dieser Song des Albums eine lockere Bereicherung. Kein heavy Stuff, nette und sich immer mal wiederholende Ohrwürmer, hier hat Mark Ronson aber recht dick aufgetragen. Macht nix. Der Song mit Alicia Keys hat da mehr Tiefe. Klingt sogar sehr überraschend, wenn man die Soul-Queen auf diesem Album mit ihren herrlich brillierenden, lockeren Oktavsprüngen und den kreativen, leicht verzerrten Sounds hört. Eine Sache muss ich aber abschließend noch beanstanden: Herr Ronson, wieso klingen deine Shout-Refrains auf so vielen Songs so ähnlich?
Text und Foto: Marion N. Fiedler
Bildquellen
- Konzerttipps von Marion: Marion N. Fiedler