Weil CAZ-Reporterin Paulina Noack eine Zeitlang bei einer gehörlosen Familie in Irland gelebt hat, hat sie einen Gebärdensprachkurs an der Uni gemacht. Und dabei kann man sogar „Sächsisch“ lernen.
Innerhalb der letzten zwei Semester ist mein Studentenleben ziemlich eingerostet. So verbringe ich die meiste Zeit zuhause und schlage mich von einem Zoom-Meeting zum nächsten. Umso glücklicher war ich, dass ich es dieses Jahr endlich geschafft habe, am Gebärdensprachkurs an der Uni teilzunehmen! Warum ich das gemacht habe? Ich habe im Herbst 2019 in Irland bei einer gehörlosen Familie gelebt und somit viele Einblicke in den Alltag bekommen habe. Deshalb wollte ich selbst Grundlagen der Gebärdensprache beherrschen. Da ich selbst eine Sprache studiere, ist es mir auch wichtig, mit den verschiedensten Menschen kommunizieren zu können.
Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene
Die Kurse sind sehr beliebt und schon nach wenigen Minuten komplett belegt. Jedes Semester bietet die TU Dresden in Zusammenarbeit mit „Scouts – Gebärdensprache für Alle“ Gebärdensprachkurse für Einsteiger und Fortgeschrittene an. Glücklicherweise konnten die ersten Wochen sogar in Präsenz abgehalten werden, jedoch machte der zweite Lockdown uns schnell einen Strich durch die Rechnung. Dennoch ging es auch online mithilfe von Dolmetschern weiter. Normalerweise sind die Dozentinnen und Dozenten der Kurse nämlich selbst gehörlos, wie auch Petra Novotná. Voller Enthusiasmus und mit viel Humor, brachte sie uns allen die deutsche Gebärdensprache von Stunde zu Stunde näher.
Sächseln in Gebärdensprache
Dabei lernte ich viele Dinge, von denen ich davor noch gar nichts wusste. So ist die Gebärdensprache in jedem Land komplett verschieden und nicht universell. Ich finde es schade, dass es keine universelle Gebärdensprache gibt, was aber natürlich unmöglich wäre. Außerdem besitzt auch sie viele verschiedene Dialekte, wodurch in Dresden vorrangig die sächsische Version der deutschen Gebärdensprache unterrichtet wird.
Großes Vorbild USA
Als wir im Laufe des Semesters dann auch einen historischen Überblick über die Entwicklung der Gebärdensprache bekommen haben, wurde uns allen ein wenig mulmig. Tatsächlich war diese als Sprache in Deutschland bis 2002 nicht einmal anerkannt, geschweige denn in die Bildung integriert. Die Inklusion der Gebärdensprache in den Schulunterricht war europaweit sogar verboten! Ich finde es schockierend, dass die anhaltende Diskriminierung der Gehörlosen, besonders in Europa, so lange anhielt und sich bis in das 21. Jahrhundert vollzog. Ein Vorbild für die deutsche Gehörlosengemeinschaft ist hierbei vor allem die USA. Dort gibt es die Gallaudat University, an der als einziger Universität weltweit ausschließlich in Gebärdensprache gelehrt wird.
Kurse, Beratungen und mehr
Unsere Dozentin Petra Novotná brachte uns auch das Team und die Idee hinter Scouts näher. So geht es bei dieser Initiative vor allem darum, nicht nur im sächsischen Raum, sondern deutschlandweit den Alltag der Gehörlosen zu unterstützen. Scouts bietet regelmäßige Kurse zur Einführung in die deutsche Gebärdensprache an, aber auch Beratungen für Angehörige von Gehörlosen und vieles mehr. Ein Dankeschön an Petra Novotná, dass sie uns auf so eine lockere Art und Weise auf die Inklusion gehörloser Menschen aufmerksam gemacht hat.
Paulina Noack
Bildquellen
- Hände formen ein Zeichen in Gebärdensprache: Darelle@Pixabay